Sonderausstellung 100 Jahre Gottfried Honegger - Kunst im Dolder Bad

Kunst im Dolder Bad

 

Sonderausstellung 100 Jahre Gottfried Honegger

kuratiert von Martin Gut und Galerie Römerapotheke

1. Juni bis 31. August 2017

freier Eintritt

 

Offen:

Montag bis Freitag von 11.00 bis 20.00 Uhr

Samstag und Sonntag 10.00 bis 20.00 Uhr

Änderungen gemäss Witterung

 

Ort:

Dolder Bad

Adlisbergstrasse 36

8044 Zürich

www.doldersports.com

 

ÖV 3, 8 oder 15 bis Römerhof,

mit der Dolderbahn zur Bergstation

und zu Fuss bis zum Dolder Bad.

Auto, Wegweiser Zoo und Dolder folgen.

  

Gottfried Honegger (1917 – 2016) ist einer der bedeutendsten Schweizer Künstler. Mit seinem Wirken und seiner Kunst hat er nicht nur die Stadt Zürich mitgeprägt und bereichert, sondern auch in Paris, Cannes und New York seine Spuren hinterlassen. Sein gesamtes Leben und Schaffen spielte sich in einer inneren Zerrissenheit, der Dualität zweier Kulturen ab.

Nach den ersten Jahren im Engadin wuchs er im Zürcher Kreis vier auf und besuchte die Kunstgewerbeschule. Seine erste Frau Warja Lavater, eine erfolgreiche Illustratorin, inspirierte ihn zum Grafikberuf. Sie sei die gewesen, die ihn das Sehen und Hören lehrte. Doch selbst als sehr erfolgreicher, kommerzieller Grafiker hing sein Herz mehr an seiner Malerei, die er stets nebenbei betrieb, als an seinem Brotberuf. Zum Bruch kam es schliesslich in New York. Einerseits widerte ihn der aufkommende kapitalistische, amerikanische Konsum an. Andererseits nährten die Freundschaften mit Marc Rothko, Barnett Newman oder auch Sam Francis seinen Wunsch, vollkommen auf die Kunst zu setzen. Es war die Zeit der revolutionären Umbrüche, die sich an den Rändern der Gesellschaft und inmitten der Kunstszene bereits abzeichneten.

Die Familie Honegger zog von New York nach Paris, wo Gottfried eine Künstlerkarriere startete, die ihresgleichen sucht. Ursprünglich malte Honegger Landschaften und Portraits, schuf also gegenständliche Kunst. Nach der Erfahrung des zweiten Weltkriegs und Hitlerdeutschland mit seinem Kreuzzug gegen «Entartete Kunst» begriff er, dass die nicht gegenständlich Kunst, also die abstrakte Kunst, den Gefährlichen gefährlich ist.

Gegenständliche, «figurative Kunst gibt dem Betrachter keine Freiheit», denn der politische Grund abstrakte Kunst zu verfolgen sei, dem Menschen das Denken zu verbieten. 

Denn: «Je näher die Kunst an der Natur ist, desto unfreier ist der Betrachter. Er wird damit  zum reinen Konsument.» Die Abstrakte Kunst hingegen, binde die Freiheit des Betrachters mit ein, er werde durch seine Interpretation zum Mitkünstler des Werkes. Deshalb sei die abstrakte Kunst eine demokratische, während die realistische eine feudalistische, diktatorische Kunst sei. 

Gottfried Honegger war ein Vertreter der konstruktiv-konkreten Kunst: einer Philosophie, die die individuelle Handschrift eines Künstlers durch klare Geometrie und monochrome Farbgestaltungen überdeckt. Eine Weltsicht dem Gefühl geschuldet, es gehe nicht um ihn als Künstler, sondern stets um die Gesellschaft und das Miteinander.

Nebst Paris, von wo er unzählig internationale Ausstellungen bestritt und vom französischen Kultusminister Jack Lang mit dem Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet wurde, 

arbeitete und lebte er ab Mitte der Achzigerjahre vor allem in Zürich. Er schuf viele Werke im öffentlichen Raum, welche zusätzlich zu unserer Ausstellung in einem Skulpturenspaziergang durch die Stadt Zürich gebündelt werden. (Link)

Gottfried Honegger erhielt 1987 den Zürcher Kunstpreis. Im selben Jahr war er Mitbegründer der «Stiftung für Konstruktive und Konkrete Kunst Zürich». Zusammen mit Sybil Albers-Barrier gründete er 1990 in Mouans-Sartoux an der französischen Côte d’Azur den Raum der konkreten Kunst und richtete dort 1997 das Kinderatelier Kunst, Forschung, Imagination ein. Für die Schenkung Donation Albers-Honegger schufen die Architekten Gigon und Guyer dort einen 2004 eingeweihten Museumsbau l’espace de l’Art Concret.

«Die konkrete Kunst will kein Bild machen, sondern eine gesellschaftliche Kultur», sagte Gottfried Honegger und in diesem Sinne muss seine Kunst in den Lebensalltag der Gesellschaft integriert werden. 

So zeigen wir im Dolder Bad in Zusammenarbeit mit der Galerie Römerapotheke die Sonderausstellung 100 Jahre Gottfried Honegger. In derjenigen Badi nota bene, in der er regelmässig mit Max Frisch badete, welcher ihm sein Theaterstück Triptychon widmete und einst in der Zürcher Zeitung vom kleinen Meer im Wald schrieb:  

 «Man schlendert am Zürichberg, stampft durch sommerliche Wälder, deren saftiges Grün von Sonne tausendfach durchrieselt wird und uns mit goldenem Flimmern, mit silbernem Glitzern umfängt, und was ich in meiner Rocktasche versteckt halte, ist eine Badehose, versteckt nämlich, weil es mir doch ungereimt vorkommt, weil ich es nicht ganz glaube, bevor ich es mit eigenen Augen sehe; ein Rechteck voll warmer Adria, deren helles, so lebhaft schillerndes Grünlichblau uns überrascht und mit stummem Jubel erfüllt, eine zaubervolle Farbe, die wie das durchsichtige Leuchten eines Juwels daliegt, eingefasst in Wäldern dichten Laubes!»

 

Programm

Vernissage:       Donnerstag, 1. Juni 2017, 19.00 Uhr

Konzert:           Sonntag, 11. Juni 2017 19:00 Uhr

Ensemble für neue Musik Zürich "Hommage à Gottfried Honegger" von Hans-Peter Frehner         

freier Eintritt, Kollekte

Vorprogramm               

17:00 Uhr "dîner de dolderbad"

Bitte reservieren auf info@doldersports.com  anschliessender Führung durch die Ausstellung und Konzert.

Im Auftrag von Bettina Egger, der Tochter von Gottfried Honegger, komponierte Hans-Peter Frehner eine Hommage in zwölf Sätzen. Es entstand ein ruhiges Werk für die Originalbesetzung des ensemble für neue musik zürich mit Hans-Peter Frehner (Flöten), Manfred Spitaler (Klarinetten), Viktor Müller (Fender Rhodes), Lorenz Haas (Schlagzeug), Urs Bumbacher (Violine) und Nicola Romanò (Violoncello). Das Werk wurde am 29. November 2015 uraufgeführt.

Die Sätze eins bis elf sind inspiriert von Honeggers Tableau Relief. Im zwölften endet die Homage mit einem Epilog über die Grundfarben rot, blau, gelb sowie weiss und schwarz. Das Konzert findet exakt fünf Stunden vor dem 100. Geburtstag inmitten der Werke von Gottfried Honegger in der Kunst im Dolder Bad Galerie statt. 

Öffentliche Führung: 

Donnerstag, 6. Juli 2017

19:00 Uhr Führung durch die Ausstellungmit dem Kurator Martin Gut

freier Eintritt

Vorprogramm:

17:00 Uhr "dîner de dolderbad"

Bitte reservieren auf

info@doldersports.com               

Mittwoch, 2. August 2017

19:00 Uhr Führung durch die Ausstellung mit den Kuratoren Martin Gut und Philippe Rey

freier Eintritt

Vorprogramm:

17:00 Uhr "dîner de dolderbad"

Bitte reservieren auf info@doldersports.com               

 

Film:                          

Donnerstag, 17. August 2017 20:00 Uhr

Für eine Schöne Welt Mit Gottfried Honegger und Kurt Sigrist.Ein Film von Erich Langjahr.

freier Eintritt, Kollekte

Vorprogramm:

18:00 Uhr "dîner de dolderbad"

Bitte reservieren auf info@doldersports.com mit anschliessender Führung durch die Ausstellung und Film.

Erich Langjahr (*1944) interessierte, was die beiden mit ihm befreundeten, aber gegensätzlichen Kunstschaffenden Gottfried Honegger (1917 – 2016) und Kurt Sigrist (*1943) mit ihrer Kunst unserer Zeit und Welt entgegenstellen. So unterschiedlich ihre Persönlichkeiten, so verbindend ihre Sprache in der Kunst. Es entstand der Dokumentarfilm «Für eine schöne Welt».

Für Gottfried Honegger als letzter Vertreter der «Zürcher Konkreten», stand das kreative Sehen und die Geometrie im Zentrum des Filmportraits. Er ging der elementaren Frage nach, was eigentlich hinter der Kunst stecke, reflektierte über die Bedeutung des Sehens und der Wahrnehmung. Sinnierte über die Wirkung auf Menschen und plädierte für eine Gesellschaft, die wieder vermehrt von der Kultur bestimmt sein sollte.

Dem Bildhauer und Objektkünstler Kurt Sigrist geht es stets um Bezüge von Räumen und Orten. Um Bedeutung, Erlebnisse von Innen und Aussen und Ein- und Ausblicken. Seine geschaffenen leeren Räume sollen gefüllt werden mit unseren  Erfahrungen, Gedanken, Ideen und Assoziationen. Er schafft sakrale Stationen inmitten unserer hektischen Zeit.

 «Für eine schöne Welt» ist ein spannendes und zugleich rührendes 74 Minuten dauerndes Filmdokument mit der unverkennbaren Handschrift Langjahrs. Es vermag zur Reflexion über Kunst und unsere Zeit anzuregen, gerade in einer Gegenwart, die von Hektik und Unruhe geprägt ist.

 

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