Caro Suerkemper

Caro Suerkemper: The battle of the century
 

Sie irritiert. Sie schafft Doppeldeutigkeiten. Im ARTINVESTOR Nr 3, 2013 schreibt Dr Karin Schick, Kuratorin der Hamburger Kunsthalle: „Freie Farbfelder umspielen kauernde Frauen in engen Ecken und gedrängten Interieurs. In ihren Augen vereint sich der Schrecken mit Komik“. Caro Suerkemper hat sich als Material für ihre räumlichen Visionen auf die Keramik eingelassen, meisterhaft, barock, mit einem Grenzen ignorierenden Enthusiasmus, und längst hat sie sich tief in diese Materie versenkt, eigene Herstellungswege entwickelt, in allen ihr wichtigen technischen Teilfragen, wie Formbau oder Brennprozess, hat sie Spezialisten aufgetan, selbst das schwierige Terrain der Glasurbemalung für ihre Anliegen so entwickelt, dass sich scheinbar selbstverständlich die Anmutung der Gouache auch als Unterglasur-Malerei einstellt oder spiegelnde Oberflächen wie Rüstungen erscheinen. Hinter jedem Detail der Wirkung steckt eine Genealogie der technischen Prozesse, die der Betrachter nicht einmal ahnt. Auch in die Formgebung ist es ihr gelungen, ihre Handschrift direkt in die keramische Masse, den Ton zu übertragen. Das Direkte des Formens, Knetens, Modellierens ermöglicht die Übertragung der ganzen Spontaneität ihres künstlerischen Wollens von der Hand, den Fingerspitzen in die Form. Es entsteht eine Lebendigkeit des Ausdrucks, die Kunsthistoriker, Kuratoren, Sammler und Kritiker mit hymnischen Worten besingen. Bei Caro Suerkemper begegnen wir dem seltsam verzückten Blick, verschlungenen oder grapschenden Händen, ebenso wie in der gekonnten Ungenauigkeit, die den Freiraum für Vorstellungen bildet, bis sie schliesslich im Rundherum der quirlig lebendigen Bewegungskomposition kulminiert. The Battle of the Century (1927 Titel eines mit Stan Laurel und Oliver Hardy entstandenen Films, dt. Die Schlacht des Jahrhunderts / Alles in Schlagsahne) ist selbstverständlich, wie die Ausstellungstitel bei Suerkemper es zumeist sind, bitter ernst und bitter nicht ernst und bitterklar und dennoch bitterböse gemeint: das Anarchische, die legendäre Sahnetorten-Strassenschlacht, die stupsnasigen Bösefrauenfiguren bedingen die Fähigkeit, über sich und andere zu lachen.

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