Jana Gunstheimer und Eva Grün

Die aktuelle Doppelausstellung in der Galerie Römerapotheke zeigt aktuellste Arbeiten von Jana Gunstheimer (D) und Eva Grün (A).

Im Erdgeschoss zeigt die deutsche Künstlerin Jana Gunstheimer neuste Arbeiten aus dem Zyklus „Über F.“ Gunstheimer hat mit ihren meisterhaften monochromen Wasserfarben auf unserem jüngsten Messeauftritt in Miami viel Aufmerksamkeit erregt und ist internationalen Sammlungen vertreten. Im Jahr 2007 richtet ihr das Art Institute of Chicago ihre erste internationale Einzelaus-stellung aus.

Jana Gunstheimer (*1974, lebt und arbeitet in Jena) hat neben Kunst auch Ethnologie studiert. Gunstheimer parodiert in ihrer künstlerischen Arbeit die ethnologische Sprache und Methodik der Feldforschung. Sie schweift jedoch nicht in ferne Länder, sondern thematisiert akute Brandherde unserer Zivilisation wie Arbeits-losigkeit, zunehmende Gewaltbereitschaft, Kontrollmechanismen und postindustrielle Verödung bei gleichzeitiger Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Ausgehend davon entwirft sie in düsteren schwarzweiss Bildern ein fiktives Szenario, in dem neben zivil-gesellschaftlichen Normen auch der gängige Arbeitsbegriff nicht mehr existent zu sein scheint. Dreh- und Angelpunkt in der von Jana Gunstheimer entworfenen Welt bildet der Firmenkonzern Nova Porta ( www.nova-porta.de ). Im Mission Statement von Nova Porta heißt es: “In der zunehmenden Verwilderung, der Gewaltbereitschaft und Eskalation liegt ein gesellschaftliches Potential, dessen Kraft bisher wenig erforscht ist. Wir sollten lernen, sie uns zunutze zu machen.” Innerhalb dieses von Jana Gunstheimer geschaffenen konsistenten  Firmenkosmos ist bereits die Werkgruppe „Personen ohne Aufgaben – Ein Modellversuch von Nova Porta“ entstanden, in der Nova Porta anhand von Personen-versuchen mit POAs (Personen ohne Aufgaben) untersucht, wie Menschen sich verhalten, wenn man sie aus dem aktiven Berufsleben in die Untätigkeit entlässt. Ein zweites Projekt mit dem Namen „Stammsitz“ untersuchte die Mechanismen in der Chefetage von Nova Porta anhand einer Serie von Aquarellen. Eine Auswahl aus diesen beiden Werkgruppen wurde in der Galerie Römerapotheke im Frühjahr 2005 gezeigt; zu beiden Zyklen liegt eine Monographie vor.

In der aktuellen Werkgruppe "Über F." spielt Jana Gunstheimer durch, was passiert, wenn ein Mitglied aus der Organisation ausbrechen will. Das Kapitel „F. macht den ersten falschen Schritt“ mit grossformatigen Scherenschnitten und einem 10 Meter langen Rollbild auf Leinwand wird die Ausstellung prägen.

Die erste Ausgabe der Massnahme zur Bewältigung von Risiken“, ein Artistbook im Zeitungsformat, ist soeben erschienen.

Bevorstehende Ausstellungen von Jana Gunstheimer im Jahr 2007:

-
The Art Institute of Chicago
- Kunsthalle Düsseldorf
- Kunstverein Dortmund
- Kunstverein Hildesheim



Im Obergeschoss zeigen wir Collagen und Malereien der jungen Wiener Künstlerin Eva Grün. Grün wurde durch zahlreiche Messepräsentationen innerhalb kürzester Zeit zum Shooting Star. Ihre Arbeiten sind ebenfalls in grossen internationalen Sammlungen vertreten.

Eva Grüns (*1975, lebt und arbeitet in Wien) Bilder weisen sich durch skizzenhafte, figurative und malerische Elemente auf. Die Künstlerin zitiert die Bild- und Warenwelt in der flüchtigen Geste der Collage. Die Künstlerin verwendet für ihre Tuschezeichnungen scheinbar wertlose Materialien wie Karton, Klopapier oder Zeitungs-papier. Dinge, die immer und überall um uns herum sind. Die Malweise, u.a. das Experimentieren mit Techniken, räumt dem Zufall eine gewollte Rolle ein. Das Spiel mit dem Banalen ist zugleich künstlerische Spielwiese und Programm: Durch die Anordnung der figürlichen Tuschezeichnungen mit den Schnipseln aus Zeitungsschlagzeilen entsteht plötzlich so etwas wie immanenter Sinn.

Dabei geht es nicht darum, etwas neu zu erfinden, sondern aus den gefundenen Fragmenten eine neue Geschichte zu skizzieren, eine Geschichte, die der Betrachter selbst bestimmt. Unbemerkte Alltäglichkeit, wie in einem Standbild, das in Bewegung gestoppt, den Betrachter Einzelheiten genauer erkennen und suchen lässt. Unauffälliges wird hervorgehoben, dem Zusammenhang entrissen und durch eine Momentaufnahme zu etwas Besonderem gemacht.
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